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900 Jahre Geschichte - Lazarus Orden - Großballei Österreich

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900 Jahre Geschichte

Information

Der Weg durch die Jahrhunderte
von Jerusalem bis nach Österreich

Die Anfänge des Lazarus-Ordens reichen bis ins 4. Jahrhundert zurück: Armenische Mönche gründeten in Jerusalem nahe dem Lazarus-Tor ein Hospital, das St. Lazarus Hospital, später Ursprung des Ordens. Im 9. Jahrhundert kamen das Marienhospital und das Johanneshospital hinzu, aus dem der Johanniterorden hervorging. Gemeinsam wurden sie als „Hospital von Jerusalem“ bezeichnet.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Lazarus-Orden 1043 in einer Bulle Papst Benedikts IX. Als eigenständiger hospitalischer Ritterorden formierte er sich um 1098/1099. Zunächst unterstand er dem griechischen Patriarchen von Jerusalem, später dem melkitisch-griechisch-katholischen Patriarchat, dessen Protektorat bis heute besteht.
Ursprünglich rein hospitalisch tätig, entwickelte der Orden ab etwa 1120 militärische Aufgaben: An Lepra erkrankte Ritter anderer Orden wurden den Lazaritern überstellt und formierten eine gefürchtete Einheit, die aufgrund der entstellenden Krankheit ohne Helm kämpfte. König Balduin IV. umgab sich mit einer persönlichen Lazarus-Garde, die 1177 in der Schlacht von Montgisard eine entscheidende Rolle spielte.
Auch später traten Lazariter in Erscheinung; überliefert ist etwa, dass die Musketiere der französischen Könige zeitweise Lazarus-Ritter gewesen seien. Bereits im 12. Jahrhundert verbreitete sich der Orden nach Europa. 1154 erhielt er in Frankreich königlichen Status und Schloss Boigny als Sitz.
Nach dem Fall Akkons 1291 verlegte der Orden seinen Hauptsitz endgültig nach Frankreich. Im 14. und 15. Jahrhundert engagierte er sich erneut militärisch und kämpfte unter anderem im Hundertjährigen Krieg und an der Seite der hl. Johanna von Orléans.
Im 16. Jahrhundert kam es zu weitreichenden Veränderungen: 1489 übergab Papst Innozenz VIII. die italienischen Besitzungen an die Johanniter; 1556 wurde das grüne achtspitzige Kreuz eingeführt, 1572 die sizilianischen Güter mit dem Orden des hl. Mauritius vereinigt. Die Reformation führte zu erheblichen Besitzverlusten, besonders in England und im deutschsprachigen Raum. In Frankreich blieb der Orden jedoch bestehen und betrieb im 17. Jahrhundert sogar eine eigene Mittelmeerflotte.
Mehrere französische Könige bestätigten die Ordensprivilegien. Eine Zäsur brachte 1772 die Bulle Militarium Ordinum Institutio: Der Orden wurde säkularisiert und verlor seinen kirchlichen Status. Während der Französischen Revolution wurde er in Frankreich 1791 aufgelöst, die Leitung ging ins Exil.
Im 19. Jahrhundert wurde der Orden unter dem Protektorat des melkitischen Patriarchats neu belebt. Die Großmeisterwürde blieb allerdings lange vakant; die Führung lag bei einem Offiziersrat. Anfang des 20. Jahrhunderts stabilisierte sich der Orden erneut; nach dem Ersten Weltkrieg entstanden wieder Ordenszweige in mehreren europäischen Ländern.
1935 wurde die Würde des Großmeisters wiederhergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte sich der Orden vor allem auf karitative Arbeit. 1969 kam es zur Spaltung in die Oboedienzen Paris und Malta. Erst 2008 gelang die Wiedervereinigung, als beide Zweige Don Carlos Geréda de Borbón zum 49. Großmeister wählten. Ihm folgte 2018 Don Francisco de Borbón. Als spiritueller Protektor amtiert seit 2017 Patriarch Youssef Absi.
Trotz wiederkehrender Abspaltungen einzelner Gruppen blieb die Legitimität des geeinten Ordens in mehreren Gerichtsverfahren bestätigt.

Ziele und Aufgaben heute
Der Orden widmet sich heute der spirituellen Vertiefung, der Ökumene und vor allem der karitativen Arbeit. Das grüne achtspitzige Kreuz erinnert an den Kampf gegen das „achtfache Elend“: Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit, Hunger, Lieblosigkeit, Schuld, Gleichgültigkeit und Unglauben.
Mit rund 5.000 Mitgliedern in 46 Ländern engagiert sich der Orden weltweit, insbesondere in der Leprahilfe, der Betreuung schwerkranker und alter Menschen sowie in humanitären Projekten, darunter ein Krankenhausneubau bei Damaskus. Wichtig ist der persönliche Einsatz der Ordensmitglieder für Bedürftige, die Wahrung von Gerechtigkeit gegenüber allen Personen, ethisches Handeln besonders im täglichen Leben. Militärische Aspekte bestehen heute lediglich in der traditionellen Hierarchie und Symbolik; im Mittelpunkt stehen Nächstenliebe, persönliches Engagement und ethisches Handeln.

Der Lazarus Orden in Österreich
In Österreich war der Lazarus Orden schon im Mittelalter aktiv. So sind drei "Siechenhäuser" in Wien urkundlich nachgewiesen. Da der Orden ab 1830, den Statuten entsprechend, von einem Offiziersrat geführt wurde, war er zwar auch in Österreich längere Zeit inaktiv, konnte aber 1973 wiederbelebt werden. Nach wie vor existieren hier zwei Ordenszweige, deren Entstehung auf die oben geschilderte Spaltung zu Beginn des 20. Jh. zurückgeht. Es sind dies:
a) der aus der Oboedienz von Malta kommende ökumenische Zweig, die Großballei Österreich und
b) der ehemalige Zweig der Pariser Oboedienz, der sich "Großpriorat Österreich der Ritter des Hl. Lazarus von Jerusalem“ nennt und als fromme kirchliche Vereinigung ("pia unio" nach dem heute nicht mehr gültigen Kirchenrecht Codex Iuris Canonici CIC von 1917) ausschließlich dem katholischen Erzbischof von Wien – aktuell Erzbischof Josef Grünwidl – untersteht. Von der Ordensregierung war ursprünglich eine Zusammenführung dieser beiden Ordenszweige erwünscht, was sich aber wegen rechtlicher Probleme als undurchführbar erwies. Aus Sicht der Internationalen Ordensregierung ist die "pia unio" nicht rechtsfähig, was diese allerdings nicht zur Kenntnis nimmt. Deshalb wurde sie 2014 durch großmeisterlichen Erlass aus dem Weltorden ausgeschlossen.

Die karitativen Aktivitäten der Großballei Österreich reichen heute von der Betreuung älterer und behinderter Menschen im Inland bis hin zu Projekten, die an die historischen Wurzeln des Ordens anknüpfen:
  • Hilfe für notleidende Menschen in der Ukraine;
  • Unterstützung leprakranker Menschen weltweit (auch in Zusammenarbeit mit deutschen Ordensbrüdern);
  • Ko-Finanzierung eines Schulprojekts für 300 Kinder von Aussätzigen in der VR China (abgeschlossen, gemeinsam mit dem Jesuiten-Orden);
  • gemeinsam mit der Erbkommende Sighartstein finanzielle Unterstützung zur Errichtung von Schulen und verschiedener humanitärer Projekte des Togbe (Königs) Osei III. in Godenu, Ghana (Afrika);
  • Finanzielle Hilfe bei der Errichtung des Spitalsbaues des Patriarchen Emeritus Gregorius III.;
  • Unterstützung lokaler kirchlicher Institutionen, z.B. der römisch-katholischen Pfarre Wien-Heiligenstadt, oder der Obdachlosenküche der altkatholischen Pfarre Wien Innere Stadt St. Salvator;
  • Ehrenamtliche Besuchs- und Begleitdienste im Haus der Barmherzigkeit in Wien-Donaustadt.

Ein besonderes Anliegen der Großballei Österreich ist die gelebte Ökumene. So gehören zahlreiche Ordensmitglieder nicht nur der römisch-katholischen Kirche, sondern auch einer evangelischen Kirchengemeinschaft, der altkatholischen, der griechisch-orthodoxen und der armenisch-apostolischen Kirche an. Gemeinsame Gottesdienste und karitative Aktivitäten dienen der Festigung des Grundanliegens der Ordensführung.
Die zweite legale Oboedienz in Österreich ist die Erbkommende Sighartstein. Sie ist direkt dem Großmeister unterstellt und wird von Erbkommendator Chev. Stephan v. Yordan, Viscount of Lyncaster, GCLJ geführt. Die Erbkommende ist der Großballei eng verbunden und verfolgt gemeinsame Ziele.

Die Führung der Großballei:
  • Großbailli von Österreich ist seit 17.12.2020 Chev. Dir.-Rat Mag. Franz Moigg, KCLJ.
  • The Chev. Obst iR Prof. Oswald M. Klotz, GCLJ, ist seit diesem Datum Großbailli Emeritus.
  • Das Kanzleramt hat Chev. Dipl.-Ing. Eugen Wallergraber, KCLJ, inne.

Details über die Führung der Großballei finden Sie unter der Rubrik "Das Ordenskapitel".

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